
Die Jungheinrich AG hat heute einen Deal besiegelt, der die Bilanz des Unternehmens nachhaltig prägen wird. Die Hamburger Gabelstapler-Schmiede trennt sich von ihrer russischen Tochter – ein Schritt, der nicht nur symbolisch, sondern auch finanziell schwer wiegt.
Der Verkaufspreis liegt weit unter dem eigentlichen Wert der Beteiligung. Warum? Russische Vorgaben sehen vor, dass ausländische Unternehmen ihre Anteile für maximal 40 Prozent des Marktwerts abgeben müssen. Das schmerzt natürlich. Und wo Schmerzen sind, da sind auch Anpassungen. Heute, am 21. Juli 2025, hat das Management gleich die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr nachgeschärft.
Spannend dabei: Manche Zahlen sehen jetzt deutlich schlechter aus als noch vor wenigen Tagen. Das operative Ergebnis (EBIT) wurde fast halbiert. Statt 280 bis 350 Millionen Euro rechnet man nun nur noch mit 160 bis 230 Millionen Euro. Ähnlich drastisch fällt die Korrektur beim Ergebnis vor Steuern aus. Doch nicht alles ist düster. Der Umsatz bleibt stabil zwischen 5,3 und 5,9 Milliarden Euro prognostiziert.
Russland-Aus als strategische Kehrtwende
Der Schritt aus Russland ist eigentlich nichts Neues. Seit Beginn des Ukraine-Konflikts haben viele westliche Firmen ihre Geschäfte dort zurückgefahren oder ganz eingestellt. Aber bei Jungheinrich zeigt sich jetzt erst richtig, was das konkret bedeutet. Die russische Tochter war kein kleines Standbein, sondern ein relevanter Teil des Geschäfts.
Interessant ist hierbei die Timing-Frage. Warum genau jetzt? Geopolitische Spannungen scheinen an einem neuen Höhepunkt angelangt zu sein. Die Regierung in Moskau macht den Ausstieg für ausländische Investoren immer unattraktiver. Da greift man lieber zu, solange es noch möglich ist – auch wenn der Preis dafür schmerzt.
Zahlenwerk offenbart Schwachstellen
Die angepassten Prognosen zeigen deutlich, wo die größten Herausforderungen liegen. Besonders bitter: Die Eigenkapitalrendite (ROCE) wird sich voraussichtlich mehr als halbieren. Von ursprünglich 10 bis 14 Prozent rechnet man nun nur noch mit 5 bis 9 Prozent. Das ist eine Hausnummer, die Aktionäre durchaus nervös machen kann.
Dabei bleibt die Liquiditätssituation anscheinend stabil. Der Free Cashflow soll weiterhin über 250 Millionen Euro liegen. Ein kleiner Trost in turbulenten Zeiten. Was wirklich zählt, ist jedoch die Frage, wie das Unternehmen seine Zukunft gestaltet. Der Ausstieg aus Russland könnte der Auftakt für eine größere strategische Neuorientierung sein.
Am 8. August folgt der nächste Prüfstein: Dann veröffentlicht Jungheinrich den Zwischenbericht. Bis dahin werden Analysten genug Zeit haben, die Konsequenzen des Deals auseinanderzunehmen. Eine spannende Phase steht bevor – für das Management und für die Anleger.